Wie kann man Gelder einsammeln?

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Über Vereinsmitgliedschaften

Vereinsmitglieder zahlen oft mehr als den satzungsgemäßen Beitrag. Der zusätzliche Anteil ist als Spende zu verbuchen. Für einen als gemeinnützig anerkannten eingetragenen Verein können Spenden gegen Spendenquittung angenommen werden. Die Spender*innen haben den Vorteil, dass er die Spende von seiner Steuer absetzen kann. Besonders Firmen sind dann gerne bereit zu spenden.

Über Werbung

Gegen Werbung auf Lastenrädern können Menschen (z. B. Einzelhändler*innen) überzeugt werden, die Finanzierung eines Lastenrads zu unterstützen oder es sogar vollständig zu finanzieren. Städte und Gemeinden sind oft bereit, eine Initiative dadurch zu unterstützen, dass sie Abstellmöglichkeiten schaffen und die Ausleihe in ihren Abteilungen selbst organisieren.

Durch Fördermittel

Bei Freien Lastenrädern bietet es sich an, zunächst lokal nach Unterstützer*innen zu suchen. Ansonsten gibt es Bundesmittel beim Programm „Kurze Wege zum Klimaschutz“ (www.klimaschutz.de/nachbarschaften). Ansonsten ist es eher schwierig Bundesmittel zu erhalten. Daneben gibt es diverse Fördertöpfe auf Länderebene, die den Kauf eines E-Lastenrads teilweise bis zu 50 % bezuschussen.

Auf Länderebene gibt es für Vereine häufig die Möglichkeit, sogenannte „Lottomittel“ bei einzelnen Ministerien zu beantragen. Als „Lottomittel“ werden die Überschüsse aus staatlichen Lotterien bezeichnet, die dann den Ministerien zur Vergabe an gemeinnützige Vereine zur Verfügung gestellt werden.

Mithilfe von Lottomitteln hat Ella - Lastenräder für Erfurt das zweite Lastenrad erfolgreich und auf einfache Weise anschaffen können. Hierzu wurde beim Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz zunächst informell nach der Möglichkeit der Beantragung von Lottomitteln gefragt. Seitens des Ministeriums wurde dann das Antragsformular zur Verfügung gestellt. Nachdem eine Projektbeschreibung (ca. eine Seite) sowie ein einfacher Finanzplan (Was wird mit wie viel Geld finanziert?) eingereicht wurde, wurde das Projekt innerhalb kürzester Zeit (ca. vier Wochen) bewilligt und ca. 2.800 Euro zur Umsetzung ausgezahlt. Anschließend musste das Projekt mit Hilfe der Original-Kaufbelege abgerechnet werden und ein kurzer Ergebnisbericht verfasst werden (ca. 1,5 Seiten lang). Die „Einweihung“ der zweiten Ella erfolgte in Anwesenheit der Thüringer Umweltministerin.

Auch auf kommunaler Ebene lassen sich mitunter Fördertöpfe finden, z. B. im Rahmen der Lokalen Agenda 21-Prozesse. Es lohnt sich, fahrradaffine Mitglieder der kommunalen Parlamente anzusprechen.

Hannah aus Hannover hat gute Erfahrungen mit der Beantragung von kommunalen Mitteln gemacht. Für die erste Hannah wurde eine Beihilfe bei der Stadt Hannover beantragt. Die nächsten vier Hannahs wurden mit Unterstützung der Region Hannover und der Metropolregion gekauft. Für einige weitere Hannahs wurde Geld bei den Stadtbezirksräten beantragt, die in Hannover über eigene Mittel verfügen, die sie an Initiativen oder Projekte im eigenen Stadtbezirk vergeben können. Deshalb stehen diese Hannahs ausschließlich im jeweiligen Stadtbzezirk zur Verfügung. In allen Fällen wurde Geld für die Anschaffung des Lastenrads und die Beklebung im Hannah-Design beantragt. Die Erfahrung hat auch gezeigt, dass es sehr viel schwieriger ist, Geld für laufende Kosten (Wartung, Reparatur, Werbung etc.) aus kommunalen Mitteln zu beschaffen.

Einen beispielhaften Antrag aus Hannover findet ihr hier:

Beispielantrag für ein Lastenrad

Durch Spenden

Eine Spende ist eine freiwillige Ausgabe, für die keine Gegenleistung erwartet wird. Dem Finanzamt kommt es nicht auf die Bezeichnung an: Wenn eine „Spende“ nachdrücklich erwartet und von der Mehrzahl der Nutzer erbracht wird, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um ein verdecktes Entgelt für die Nutzung des Lastenrads handelt. Der „gespendete“ Betrag wäre dann als Einnahme im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb eines gemeinnützigen Vereins zu verbuchen und nicht im ideellen Bereich, in den Mitgliedsbeiträge und „echte“ Spenden gehören. Die Abgrenzung kann im Einzelfall schwierig sein. Schädlich ist jeder Hinweis auf einen bestimmten angemessenen Betrag. Umgekehrt dürfen „echte“ Spenden nicht dazu verwendet werden, das Defizit des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs abzudecken, zu dem auch der Verleih von Lastenrädern gehören kann. Erlaubt ist, dass ein Gewinn bringender Teil eines umfangreicheren Geschäftsbetriebs das Defizit eines anderen Teils auffängt. Im gemeinnützigen Verein ist das sogar Pflicht: Der Verein darf Gewinne machen, aber keine Verluste, denn sie würden durch Mitgliedsbeiträge oder Spenden ausgeglichen. Das ist unzulässig und gefährdet die Gemeinnützigkeit. Auch die Aufzeichnung als „Spende Nutzer X“ ist problematisch. Kleinspenden (Klingelbeutel, Spendendose) werden normalerweise nicht einzeln registriert. Sonst liegt der Verdacht einer Gegenleistung nahe.

KASIMIRS Spendentopf an der Station wird von Nutzer*innen mit durchschnittlich 25,- € pro Monat gefüllt. Außerdem bietet es sich an, lokale kleine oder mittelständische Unternehmen anzusprechen.

Dose.jpg

Ein schönes Beispiel für eine Spendenaktion ist die [1] vom Team von LASSE - Dein Lastenrad aus Münster. Das Team hat mit LASSE Schokolade 100% emissionsfrei aus Amsterdam abgeholt und dann in Münster weiterverkauft.

In Dresden haben Frieda & Friedrich gute Erfahrungen mit Spendenkampagnen über www.betterplace.org gesammelt. (Hier könnt ihr euch die drei Beispiele anschauen: Beispiel I Beispiel II für einen neue Bremse Beispiel III Gelder für Reparaturen). Die Initiative hat das Projekt und die Spendenaktionen auch im E-Mail-Rundbrief des ADFC Dresden, in der ADFC-Landeszeitschrift „Reflektor“ sowie über den Verteiler der angemeldeten Nutzer*innen von Frieda & Friedrich beworben. Das hat sicherlich auch eine ganz wichtige Rolle gespielt.

Spendendose Lasse.jpg

Über Crowdfunding

Eine weitere Möglichkeit der Finanzierung ist das Crowdfunding. Beim Crowdfunding finanzieren eine Vielzahl von Menschen z. B. ein Projekt. Crowdfunding-Projekte werden meist online organisiert und oft wird im Vorfeld eine Mindestsumme definiert, die in einem festlegten Zeitraum erreicht werden muss. Hier findet ihr eine Übersicht möglicher Crowdfunding-Plattformen: www.crowdfunding.de und hier gibt es Tipps zum Einstellen von Projekten. Auf diese Weise hat das Auriculum 2000,- Euro für ein einspuriges Lastenrad von Spendern erhalten.

Wie sieht eine gelungene Crowdfunding-Kampagne aus? - Erfahrungen von Ella aus Erfurt

„Als das kleine Team rund um Ella sich im April 2015 erstmals zusammenfand, stand schnell fest: Unsere erste Ella wollen wir mittels einer Crowdfunding-Kampagne finanzieren. Aus unserer Sicht ließ sich so besonders gut Öffentlichkeit für das Projekt schaffen und so wurden zugleich die zukünftigen Nutzer*innen miteinbezogen. Nicht zuletzt kann man so prüfen, ob es tatsächlich ein Lastenrad-Projekt in der eigenen Stadt braucht und es eine tatsächliche Nachfrage gibt. Mittlerweile gibt es auch in Deutschland eine ganze Reihe von Anbietern, wir entschieden uns für www.startnext.com - die größte Plattform dieser Art. Das hatte für uns den Vorteil, dass auch seitens der Plattform selbst Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt gemacht wurde.

Für eine gelungene Crowdfunding-Kampagne muss zunächst ein kleines Video erstellt werden, in dem kurz und knapp erzählt wird, warum das Projekt wichtig ist, wer die Gründer*innen sind und was ganz konkret mit dem gesammelten Geld passiert. Wir von Ella konnten für den Dreh des Films eine kleine Erfurter Agentur gewinnen. Diese haben wir offen angesprochen und gefragt, ob sie Lust auf ein Sponsoring des Projektes haben. Dadurch wirkt unser Crowdfunding-Film sehr professionell, was den potenziellen Spender*innen unserer Erfahrung nach das gute Gefühl vermittelt, ihr Geld für ein seriöses Projekt zu geben. Wichtig bei der Crowdfunding-Kampagne sind auch die sogenannten „Dankeschön“-Geschenke, d. h. jeder der etwas spendet, erhält dafür ein „Dankeschön“. Dabei ist die Höhe der gespendeten Geldsummen festen Geschenken zugeordnet. Hier gilt es, kreativ zu werden. So konnte man bei uns zum Beispiel eine Fahrradtour mit dem Ella-Team erwerben. Zudem lohnt es sich, lokale Cafés und Geschäfte anzusprechen und zu fragen, ob sie z. B. Kaffeegutscheine zur Verfügung stellen. Hier sagt nach unserer Erfahrung fast niemand nein, denn auch für die beteiligten Lokalitäten ist es eine gute Werbung.

Das Wichtigste für das Gelingen der Kampagne ist aber die Öffentlichkeitsarbeit. Sprecht lokale Zeitungen, Blogs und das Radio an und fragt, ob sie über euch berichten wollen. Außerdem lohnt es sich, Infostände und Veranstaltungen z. B. im Rahmen der Europäischen Woche der Mobilität oder dem Parking Day zu machen. Postkarten und Flyer mit dem Link zur Crowdfunding-Kampagne zu verteilen, ist auch eine gute Idee. Nicht zuletzt ist aber die persönliche Ansprache sehr wichtig. Fragt Arbeitskolleg*innen, Freund*innen, Bekannte und die Familie, ob sie nicht Lust haben, für das Projekt zu spenden und zu werben. Darüber hinaus muss die Kampagne auf den üblichen Social-Media-Kanälen promotet werden. Hier sind v. a. gute, witzige Fotos wichtig.

Wichtig ist, dass ihr die Kampagne gut vorbereitet, bevor ihr loslegt. Die begleitende Öffentlichkeitsarbeit ist aufwendig, sodass es eine gute Koordination und ein hohes Maß an Verantwortungsgefühl wichtig ist. Auf eine Crowdfunding-Kampagne sollte man sich nur einlassen, wenn man wirklich bereit ist, die zeitlichen Ressourcen dafür aufzubringen. Auch weil man nach Ende des Geldsammelns noch nicht fertig ist, denn alle Dankeschön-Präsente müssen auch noch zu den Spender*innen gesendet werden. Das sollte man unbedingt bei der Zeitplanung und der Finanzplanung - die Produktion der Präsente kostet auch Geld - beachten.

Neben der geschaffenen Öffentlichkeit durch eine solche Kampagne ist aber die finanzielle Freiheit, die sich durch diese Art der Spendensammlung erlangen lässt, ein enormer Vorteil. Wir von Ella konnten durch die Kampagne etwa 5.600 Euro sammeln, wovon wir 4.000 Euro über die Plattform direkt und 1.600 Euro durch zusätzliche Direktspenden auf unser Vereinskonto erhalten haben. Davon haben wir ein Lastenrad und die Dankeschön-Präsente finanziert, aber v. a. finanzieren wir darüber heute noch die laufenden Kosten, z. B. Versicherung und Wartung.“



ADFC

Die Erstellung und Redaktion dieser Inhalte wurden unterstützt durch:

ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V.

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