Wie kann man Gelder einsammeln?
Über Vereinsmitgliedschaften
Vereinsmitglieder zahlen oft mehr als den satzungsgemäßen Beitrag. Der zusätzliche Anteil ist als Spende zu verbuchen. Für einen als gemeinnützig anerkannten eingetragenen Verein können Spenden gegen Spendenquittung angenommen werden. Der Spender hat den Vorteil, dass er diese Spendenquittung in seiner Einkommensteuererklärung verwenden kann um Steuern zu sparen. Besonders Firmen sind dann gerne bereit Spenden zu tätigen.
Durch Geldauflagen
Ist man als gemeinnütziger Verein z.B. beim örtlichen Amtsgericht bekannt gemacht worden (Eintragung ist beim zuständigen Landgericht zu beantragen), können Richter Geldauflagen in ihren Urteilen aussprechen. Damit erhält der Verein in der Regel monatlich eine Abschlagszahlung auf einen Gesamtbetrag. Das ist z.B. eine Auflage von 500 Euro zahlbar in Raten von je 50,- Euro. Der Verein ist danach verpflichtet, dem Gericht Rechenschaft über den Geldeingang abzulegen.
Über Werbung
Gegen Werbung auf Lastenrädern kann häufig ein Spender (z.B. ein Einzelhändler) überzeugt werden, ein Lastenrad zu fördern oder sogar zu spenden.
Städte und Gemeinden sind oft bereit eine Initiative dadurch zu unterstützen, dass sie Abstellmöglichkeiten schaffen und die Ausleihe in ihren Abteilungen selbst organisieren.
Über Crowdfunding
Eine weitere Möglichkeit der Finanzierung besteht im Crowdfunding. Beim Crowdfunding finanzieren einen Vielzahl von Menschen z. B. ein Projekte. Crowdfunding-Projekte werden meist Online organisiert und oft wird im Vorfeld Mindestsumme definiert, die in einem festlegten Zeitraum erreicht werden muss. Hier findet Ihr eine Übersicht möglicher Crowdfunding-Plattformen: www.crowdfunding.de und hier gibt es Tipps zum Einstellen von Projekten. Auf diese Weise hat das Aurich 2000,- Euro für ein einspuriges Lastenrad Gazelle Cabby C7 von Spendern erhalten.
Wie sieht eine gelungene Crwodfundig-Kampagne aus? - Erfahrungen von Ella - Lastenräder für Erfurt
Als das kleine Team rund um "Ella" sich im April 2015 erstmals zusammenfand, stand schnell fest: unsere erste Ella wollen wir mittels einer Crowdfunding-Kampagne finanzieren. Aus unserer Sicht lässt sich so besonders gut Öffentlichkeit für das Projekt schaffen und zugleich die zukünftigen NutzerInnen miteinbeziehen. Nicht zuletzt kann man so prüfen, ob es tatsächlich ein Lastenrad-Projekt in der eigenen Stadt braucht und es eine tatsächliche Nachfrage für das Rad gibt. Mittlerweile gibt es auch in Deutschland eine ganze Reihe von Anbietern, wir entschieden uns für www.startnext.com - die größte Plattform dieser Art. Das hatte für uns den Vorteil, dass auch seitens der Plattform selbst Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt gemacht wird.
Für eine gelungene Crowdfunding-Kampagne benötigt es zunächst einen kleines Video, in dem kurz und knapp erzählt wird, warum das Projekt wichtig ist, wer die Gründer sind und was ganz konkret mit dem gesammelten Geld passiert. Wir von Ella konnten für den Dreh des Films eine kleine Erfurter Agentur gewinnen. Diese haben wir offen angesprochen und gefragt, ob sie Lust auf ein Sponsoring des Projektes haben. Dadurch wirkt unser Crowdfunding-Film sehr professionell, was den potenziellen SpenderInnen unserer Erfahrung nach das gute Gefühl vermittelt, ihr Geld einem seriösen Projekt zu geben. Wichtig bei der Crowdfundig-Kampagne sind auch die sogenannten "Dankeschön"-Geschenke. D.h. jeder der etwas spendet, erhält dafür ein "Dankeschön". Dabei sind die zu spendenden Geldsummen festen Dankeschöns zugeordent. Hier gilt es kreativ zu werden. So konnte man bei uns zum Beispiel eine Fahrradtour mit dem Ella-Team erwerben, aber wir haben auch kleine Präsente produzieren lassen, wie z.B. Stoffbeutel und Sattelschützer mit dem Ella-Logo. Zudem lohnt es sich lokale Cafés und Geschäfte anzusprechen und zu fragen, ob sie z.B. Kaffeegutscheine zur Verfügung stellen. Hier sagt nach unserer Erfahrung fast niemand nein, denn auch für die beteiligten Lokalitäten ist es eine gute Werbung! Das Wichtigste für das Gelingen der Kampagne ist aber die Öffentlichkeitsarbeit. Sprecht lokale Zeitungen, Blogs und das Radio an und fragt, ob Sie über euch berichten wollen. Außerdem lohnt es sich Infostände und Veranstaltungen z.B. im Rahmen der Europäischen Woche der Mobilität oder dem Parking Day zu machen. Postkarten und Flyer mit dem Link zur Crowdfundig-Kampagne zu verteilen ist auch eine gute Idee. Nicht zuletzt ist aber die persönliche Ansprache sehr wichtig. Fragt ArbeitskollegInnen, FreundInnen, Bekannte und die Familie, ob sie nicht Lust haben für das Projekt zu spenden und zu werben. Auch wenn das Fragen nach Geld zunächst Übeerwindung kostet, ihr werdet schnell merken wie positiv die Reaktionen auf das Projekt sind und das alle sich über eine persönliche Ansprache freuen. Darüber hinaus gilt es die Kampagne natürlich auf den üblichen Social-Media-Kanälen zu promoten. Hier sind vor allem gute, witzige Fotos wichtig. Nichts kommt bei Facebook und co. so gut an wie witzige oder besonders schöne (Lasten-)Fahrradfotos!
Wichtig ist das ihr die Kampagne gut vorbereitet bevor ihr loslegt. Die begleitende Öffentlichkeitsarbeit macht viel Arbeit, so dass es hier eine gute Koordination und ein hohes Maß an Verantwortungsgefühl braucht. Auf eine Crowdfundig-Kampagne sollte man sich nur einlassen, wenn man wirklich bereit ist die zeitlichen Ressourcen dafür aufzubringen. Auch weil man nach Ende des Geldsammelns nocht nicht fertig ist, denn alle Dankeschön-Präsente müssen auch noch zu den SpenderInnen. Das sollte man unebdingt in der Zeitplanung, aber auch in der Finanzplanung (Die Produktion der Präsente kostet auch Geld!) beachten.
Neben der geschaffenen Öffentlichkeit durch eine solche Kampagne ist aber die finanzielle Freiheit, die sich durch diese Art der Spendensammlung erlangen lässt, ein enormer Vorteil. Wir von Ella konnten durch die Kampagne etwa 5.600 Euro sammeln, wovon wir 4.000 Euro über die Plattform direkt und 1.600 Euro durch zusätzliche Direktspenden auf unser Vereinskonto erhalten haben. Davon haben wir ein Rad finanziert sowie die Dankeschön-Präsente, aber vor allem finanzieren wir darüber heute noch die laufenden Kosten, wie z.B. Versicherung und Wartung.
Durch Fördermittel
Bei freien Lastenrädern bietet es sich an erstmal lokal nach Förderern zu schauen. Ansonsten gibt es Bundesmittel beim Programm "Kurze Wege zum Klimaschutz" (www.klimaschutz.de/nachbarschaften). Ansonsten sind Bundesmittel eher schwierig zu erhalten. Daneben gibt es diverse Fördertöpfe auf Länderebene, die den Kauf eines E-Lastenrades teilweise bis zu 50% bezuschussen.
Auf Länderebene gibt es für Vereine häufig die Möglichkeit sogenannte "Lottomittel" bei einzelnen Ministerien zu beantragen. Als "Lottomittel" werden die Überschüsse aus staatlichen Lotterien bezeichnet, die dann den Ministerien zur Vergabe an gemeinnützige Vereine zur Verfügung gestellt werden. Mit Hilfe von Lottomitteln hat "Ella - Lastenräder für Erfurt" das 2. Lastenrad erfolgreich und auf einfache Weise anschaffen können. Hierzu wurde das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz zunächst informell nach der Möglichkeit der Beantragung von Lottomitteln angefragt. Seitens des Ministeriums wurde dann das Antragsformular zur Verfügung gestellt. Nachdem eine Projektbeschreibung (ca. 1 Seite) sowie ein einfacher Finanzplan (Was wird mit wie viel geld finanziert?) eingereicht wurde, wurde das Projekt innerhalb kürzester Zeit (ca. 4 Wochen) bewilligt und ca. 2.800 Euro zur Umsetzung ausgezahlt. Anschließend musste das Projekt mit Hilfe der Original-Kaufbelege abgerechnet werden und ein kurzer Ergebnisbericht verfasst werden (ca. 1,5 Seiten lang). Die "Einweihung" der 2. Ella erfolgte in Anwesenheit der Thüringer Umweltministerin.
Auch auf kommunaler Ebene lassen sich mitunter Fördertöpfe finden, z.B. im Rahmen der Lokalen Agenda 21-Prozesse. Hier lohnt sich die Ansprache von fahrradaffinen Stadträten.
Durch Spenden
Kasimir bekommt durschnittlich 25,- € pro Monat in den Spentopf an der Station von Nutzer*innen. Außerdem bietet es sich an mal lokale kleine oder mittelständische Unternehmen ansprechen. Ein schönes Beispiel für eine Spendenaktion ist die Schokofahrt vom Team von LASSE - Dein Lastenrad aus Münster.. Das Team hat mit LASSE Schokolade CO2-frei aus Amsterdam abgeholt und dann in Münster weiterverkauft. In Dresden haben Frieda & Friedrich gute Erfahrungen mit Spendenkampagnen über www.betterplace.org gesammelt. (Hier könnt Iht Euch die drei Beispiele anschauen: Beispiel I Beispiel II für einen neue Bremse Beispiel III Gelder für Reparaturen Die Initiative hat das Projekt und die Spendenaktionen auch im E-Mail-Rundbrief des ADFC Dresden, in der ADFC-Landeszeitschrift "Reflektor" sowie über den Verteiler der angemeldeten Nutzer von Frieda & Friedrich beworben. Das hat sicherlich auch eine ganz wichtige Rolle gespielt.
Hannah aus Hannover musste keinen einzigen Euro "einsammeln". Das Team von Hannah hat die Erfahrung gemacht: Gelder sind vorhanden. Man muss die richtigen Quellen anzapfen, bzw. die richtigen Menschen ansprechen. Die erste Hannah hat die Stadt Hannover bezahlt – da ist die Stadt auf den ADFC Kreisverband zugekommen und hat den Anstoß zum Projekt gegeben. Alle weiteren Hannahs, d.h. Anschaffung inkl. Beklebung, wurden über die Stadtbezirksräte bezahlt. (Die Bezirksräte haben eigene Mittel, die von Initiativen beantragt werden können.) In vielen Fällen haben sich die Geldgeber auch bei direkt beim Team von Hannah gemeldet. Eine Hannah ist von einer Privatperson bezahlt. Schwieriger war es das Geld für die laufenden Kosten zu bekommen.
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